Liebe Leserin, lieber Leser,

Ihr Redakteur stellt schon seit langem fest, dass immer mehr Menschen eher Panik vor Zecken, Gelsen und der Sonneneinstrahlung haben als vor dem Klimawandel oder der speziell im Sommer oft besorgniserregenden Luftverschmutzung in den Städten. Das macht auch vor vielen Gärtnerinnen und Gärtnern nicht Halt, die kaum mehr Ahnung haben von den Vorgängen in der Natur, vom Zusammenspiel von Jägern und Beutetieren, von Nützlingen und Schädlingen oder überhaupt von Pflanzen und Tieren.

Unsere Gärten könnten Lebensraum für viele Arten sein, sofern ihren Bedürfnissen Rechnung getragen wird und der Lebensraum Garten ihnen entspricht. Öffnen Sie Ihr Herz und Ihren Garten für andere Lebewesen und deren Ansprüche, sie werden es Ihnen danken, indem sie zum Beispiel Ihre Blattläuse fressen, Ihre Schnecken dezimieren oder Sie mit Vogelgesang morgens beim Kaffee oder mit Grillengezirpe abends bei einem Gläschen Wein erfreuen.

Wenn Sie das Wort Naturgarten hören, sollten Sie dabei nicht an Wildwuchs und Unordnung denken, sondern an Bienen, Hummeln, Vögel und anderes Getier, denn ein naturnaher Garten ist nicht ungepflegt und chaotisch, er soll bestenfalls ein kleines Stück Wildnis sein, das durchaus aufgeräumt und ansehnlich ist.

Zum Glück vermeiden heutzutage viele Kleingärtnerinnen und Kleingärtner Pestizide, aber immer noch gibt es „leblose“ Hecken und „moderne“, oft nektarlose Pflanzen. Aber gerade die Bepflanzung und Gestaltung spielt eine wichtige Rolle im Naturgarten. Nistmöglichkeiten, Verstecke und Nahrungsquellen sind wichtig, um verschiedene Insekten und Tiere in den Garten zu locken, und dass diese auch darin verbleiben. Wenn sich einige Vertreter aus der großen Summe der Arten dazu entschieden haben im Garten zu bleiben, benötigen sie nämlich nicht nur im Winter unsere Unterstützung, sondern sind gerade im Sommer auf ein für sie abgestimmtes Nahrungsangebot und zum Beispiel auf Nistmöglichkeiten angewiesen.

Ein durchaus wichtiger Punkt für Naturnähe ist der Verzicht auf chemische Pflanzenschutzmittel, auf Moosvernichter, Pestizide usw. Vieles was uns an „Unkraut“ und Schädlingen im Garten stört, kann mit natürlichen Mitteln und etwas Anstrengung bekämpft werden. Das ist manchmal aufwendiger, und die Wirkung tritt vielleicht etwas später ein als mit der Chemiekeule, aber insgesamt ist das schonender für Tiere und Pflanzen – und letztlich gesünder für uns selbst.

Was könnten wir noch für uns und damit auch für die Natur tun: Naja, früher war’s nächtens immer schön dunkel, jetzt hat die Nacht kaum mehr eine Chance, denn sobald die Sonne untergeht, gehen die Lichter an. Zu viele Lichter. Unsere Kinder kennen den Anblick eines vollen Sternenhimmels nicht mehr, die Milchstraße ist in unseren Städten nicht mehr erkennbar. Wir berauben uns damit eines grandiosen Naturschauspiels und schaden den Insekten der Nacht und nehmen damit auch deren Jägern die Lebensgrundlage. Das eine oder andere Licht weniger in unseren Gärten wäre zumindest ein kleiner Beitrag zur Eindämmung der überbordenden Lichtverschmutzung.

Am 27. März gab’s wieder die Umstellung auf die Sommerzeit, wie immer ein kleiner Aufreger, weil…, na ja, ich kann das bei Müttern mit kleinen Kindern nachvollziehen, auch dass das eine oder andere Haustier verwundert war, weil die hektische Betriebsamkeit der Familie eine Stunde früher begann. Und, dass die Kühe dem Bauern nicht wohlgesonnen waren, weil sie zur, für sie, Unzeit gemolken wurden, ist auch noch verständlich. Aber die Behauptung, dass Pflanzen und Tiere im Garten davon ebenfalls betroffen waren, kann ausgeschlossen werden – und mittlerweile haben sich ja auch wieder alle daran gewöhnt,
meint Ihr Redakteur.

 

Friedrich Hauk (Redakteur der Verbandszeitschrift "Kleingärtner")


Das könnte Sie auch interessieren