Der finnische Kleingartenverband

Die Kleingartenfamilie vereinigt weltweit Menschen mit ähnlichen Interessen und Zielen. In der "Fédération Internationale des Jardins Familiaux" sind derzeit 13 nationale Verbände mit über 2 Millionen Kleingartenfamilien vereinigt. Durch den Austausch von Erfahrungen wird die Idee des Kleingartenwesens gefestigt und gefördert.

Der finnische Kleingartenverband Suomen Siirtolapuutarhaliitto (SSPL)

Bereits seit 1916 fand in Finnland ein organisierter Kleingartenbau statt. Der finnische Kleingartenverband Suomen Siirtolapuutarhaliitto (SSPL) wurde am 4. Jänner 1930 in Tampere gegründet. Die wichtigste Aufgabe war die Betreuung und Beratung von neu zu errichtenden Kleingärten. In den 1960er und 70er Jahren war die Erhaltung der bestehenden Kleingärten und die Erneuerung von Mietverträgen im Vordergrund. Die Interessensvertretung der Vereine und das Hervorheben der Rolle der Kleingärten für die Allgemeinheit, bleiben bis heute eine zentrale Aufgabe des Verbandes.

Organisation

Der finnische Kleingartenverband hat seine Geschäftsstelle und Sitz in Helsinki. Ihm gehören 30 lokale Mitgliedsvereine mit ungefähr 3.700 Kleingärtnern an. Der nationale Verband vertritt 53% der lokalen Vereinigungen und 64% der Kleingärtner in Finnland.  Der Verband ist außerdem Mitglied der Zentralorganisation für den finnischen Gartenbau.

Die durchschnittliche Parzellengröße beträgt 300 m². Die gesamte Kleingartenfläche beläuft sich auf ungefähr 270 Hektar. Jede Parzelle hat einen Wasseranschluss (Trink- und Gießwasser) und verfügt über Elektrizität. Die Jahrespacht variiert zwischen € 0,42 und € 1,38/m². Der Jahresbeitrag für den nationalen Verband beträgt ca. € 30 pro Kleingärtner.
Auf den Kleingärten bauen die Gärtner sowohl Nutzpflanzen als auch Zierpflanzen an. In der Regel befindet sich auf jeder Parzelle mindestens ein Obstbaum und einige Beerensträucher.

Alle Kleingärten haben eine Laube mit einer durchschnittlichen Größe von 30 m². Sie darf nicht zum dauerhaften Wohnen genutzt werden. Viele Gärtner wohnen den Sommer über – entweder während der ganzen Saison (Mai - Mitte Oktober) oder gelegentlich – in ihrer Laube. Die Hütten sind während der größtenteils mit Strom und fließendem Wasser ausgestattet.
Jede Parzelle verfügt über einen Kaltwasseranschluss. Der Landeigentümer schreibt in der Regel vor, welche Größe, Farbe, verwendete Baumaterialien (Holz), Struktur und Fensterformen die Häuser haben dürfen. Kompostierungstoiletten werden sehr häufig genutzt. Normalerweise gibt es in einer Kleingartenanlage auch Gemeinschaftstoiletten.

Der Kauf und Verkauf von Parzellen ist provisionslos und erfolgt zu den üblichen Marktpreisen. Die meisten örtlichen Vereine verlangen jedoch, dass der Käufer in der Gemeinde wohnt, in der sich das Grundstück befindet.

Aktivitäten

Auf Regierungsebene ist das Ministerium für Umweltschutz für das Kleingartenwesen zuständig. Von ihm erhält der Verband jedes Jahr eine kleine finanzielle Unterstützung.

Der Verband organisiert für seine Mitglieder Seminare und Bildungstagungen zu verschiedenen Fachthemen. Dazu gehören Gartenfachberatung, Abfallvermeidung oder Vereinsangelegenheiten im administrativen und finanziellen Bereich. Aber auch die Organisation von verschiedenartigen Veranstaltungen und Bereitstellung unterschiedlicher Publikationen stehen auf dem Programm.

Der Verband veröffentlicht fünf Mal im Jahr die Zeitschrift „Siirtolapuutarha“. Die 1935 gegründete Zeitschrift ist eine Serviceleistung für die Vereinsmitglieder, welche aber auch als Abonnement bezogen werden kann. Die Verbandszeitschrift ist nicht nur ein wichtiger Informationskanal, sondern wird auch als wichtiges Instrument zur Schaffung eines Gemeinschaftsgefühls gesehen.

Das Satzungsziel des Verbandes ist es, das Kleingartenwesen in Finnland zu entwickeln und zu fördern. Um dieses Ziel zu erreichen, versucht der Verband neue Kleingartenanlagen zu gründen. Obwohl neue Kleingartenanlagen errichtet werden, dauert ihre Genehmigung meist sehr lange, da die Kommunen mit der Idee des Kleingartenwesens nicht vertraut sind und daher zögern, Land für solche Zwecke zu verpachten. Es ist ein langwieriger Prozess, Politiker und Funktionäre vom Wert der Kleingärten zu überzeugen.

Die Mitgliedervereine organisieren verschiedene soziale Aktivitäten. Sie laden beispielsweise ältere Menschen und Kinder zu Besuchen in die Kleingärten ein. Sie organisieren Mittsommernachtsfeste mit Feuerwerk und Buffet, Erntedankfeste, den „Tag des Gartens“ und den Tag der offenen Tür. Auch Nichtmitglieder können das Klubhaus für Hochzeiten und Geburtstagspartys nutzen.