Biodiversität bedeutet auch Vielfalt der Lebensräume. Unterschiedliche Lebensräume lassen sich auch im kleinsten Garten schaffen. Ein Teich ist manchem Gärtner vielleicht zu aufwendig und eine Trockenmauer zu platzraubend. Doch vielleicht findet sich Platz für einen Totholzhaufen!?
Unter Totholz versteht man abgestorbenes bzw. abgeschnittenes Material von Bäumen. Totholz wird über Jahre hinweg von Bakterien, Pilzen und Käfern zersetzt, bis es als Humus zu einem neuen Nährboden für Pflanzen wird. Über diesen langen Zeitraum bietet es einen Lebensraum für eine Vielzahl von Organismen.
Lebensraum Totholzhaufen
In der Natur ist „Unordnung“ ein wichtiges Element, um den ökologischen Kreislauf anzukurbeln. Dadurch können natürliche Feinde von Schädlingen wie z.B. Marienkäfer oder Ohrwürmer einen idealen Lebensraum finden. Mit Insekten wie z.B. Wildbienen oder Hummeln sind fleißige Befruchter von Obst und Beeren Bewohner des Totholzhaufens.
Mit seinen Funktionen als Unterschlupf, Nistplatz, Nistmaterial- und Futterquelle ist der Totholzhaufen ein wichtiges Element in der Natur.
Je nach Zersetzungsgrad und Material können unterschiedliche Arten von Insekten aber auch Flechten, Moose und Pilze einen neuen Lebensraum finden und so einen Beitrag zur Biodiversität im Garten leisten.
Eine Mehrzahl der Wespen- und Bienenarten sowie ein Viertel aller Käferarten sind auf Totholz angewiesen. Wildbienen legen ihre Eier häufig in die Fressgänge von Käferlarven. Auch manche Vogelarten wie z.B. der Zaunkönig bauen ihre Nester in den Zwischenräumen von abgelegten Ästen. Unter den vielen möglichen Gästen wie Igeln, Spinnen, Hirschkäfer und sogar Amphibien und Reptilien, sind manchmal auch vom Aussterben bedrohte Arten in einem Totholzhaufen zu finden.
Material und Aufbau
Die Zeit des Obstbaumschnitts im Frühjahr ist eine ideale Gelegenheit, mit einem Totholzhaufen einen neuen Lebensraum im Garten zu schaffen.
An einem halbschattigen oder sonnigen Ort wird zuerst der Rasen entfernt und die Erde aufgelockert. Damit kann genug Feuchtigkeit von Unten einziehen und Kleintiere einwandern.
Nun werden Äste, Zweige, Baumstammscheiben, Hackholz und Wurzelwerk kreuz und quer aufeinandergelegt. Je dicker das Totholz ist, desto besser ist es als Lebensraum geeignet. Natürlich benötigt dieses aber auch länger zum Verwittern, weshalb auf eine gute Mischung und unterschiedliche Durchmesser zu achten ist.
In unserem Beispiel haben wir an den Ecken, des geplanten Totholzhaufens Pflöcke gesetzt, um das Aufschichten des Materials zu erleichtern und den geplanten Platz möglichst stabil einzuhalten.
Danach haben wir die Erde ca. 5cm abgetragen und aufgelockert.
Für die unterste Schicht wurde Hartholz verteilt um Holräume zu schaffen. Danach wurden Äste und Zweige locker aufgeschlichtet.
Zuletzt haben wir den Haufen mit bereits verwitterten Ästen beschwert.
Dekorativer Blickfang
Totholz ist nicht nur ein wertvoller Lebensraum, sondern kann auch als dekoratives Gestaltungselement im Garten eingesetzt werden.
Ein einzelner liegender oder stehender Stamm kann dem Garten Struktur verschaffen. Auch als Umrandung von Beeten kann Totholz eingesetzt werden. Zur räumlichen Trennung von Gartenbereichen eignet sich die sogenannte Benjeshecke. Dabei werden, ähnlich wie in unserem Beispiel, stabile Holzpfähle als Begrenzung gesetzt, welche danach mit Gehölzschnitt gefüllt werden.
Um den dekorativen Charakter des Totholzhaufens zu erhöhen, kann mit verschiedenen zusätzlichen Elementen gearbeitet werden. Steinumrandungen oder ein angrenzender Steinhaufen, bietet zusätzlichen Lebensraum und ergänzen das Gesamtbild.
Auch Begleitpflanzen können dem Totholzhaufen zusätzliches Leben einhauchen. Dazu eignen sich z.B. Buschwindröschen, Akelei oder die breitblättrige Glockenblume. Auch bodendeckende Pflanzen wie das Kleine Immergrün oder Erdefeu kann im Nahbereich gepflanzt werden. Dadurch wird der Boden feucht gehalten und Hummeln sowie Wildbienen finden ihre Nahrung in nächster Umgebung.
Natürlich geht es auch bei diesem Gartenelement nicht ganz ohne Pflege. Sobald sich der Haufen setzt sollte frischer Gehölzschnitt nachgefüllt werden. Um genügend Stabilität zu erhalten kann auch etwas Laub oder Erde eingebracht werden. Manchmal können zu stark wachsende Pflanzen, von eingetragenen Samen, zur ungewünschten Überwucherung führen. In diesem Fall empfiehlt es sich diese dominanten Pflanzen rechtzeitig zu entfernen, damit genügend Licht und Raum zur Verfügung bleibt.
Kontroverses Thema
Mancherorts ist Totholz nicht gern gesehen. Einerseits wird es von manchen als „Unordnung“ im Garten gesehen, andererseits herrscht die Angst vor Schädlingen und Pflanzenkrankheiten.
Im Garten gilt natürlich immer: Von Schaderregern betroffenes Holz entsorgen!
Außerdem sollen auch beim Totholzhaufen nur regional natürlich vorkommende Pflanzen verwendet werden. Schädlinge werden hauptsächlich in Monokulturen zu einem großen Problem. Sind Lebensräume, wie ein Totholzhaufen, für natürliche Fressfeinde vorhanden, ist die Sorge meist unbegründet.
Die Versuchung „schönes“ Totholz aus dem Wald mitzunehmen ist groß. Aber dieser Versuchung sollte man widerstehe. Auch im eigenen Garten oder in der Nachbarschaft wird sicher das passende Material zu finden sein.
Dieses Gartenelement benötigt vor allem viel Zeit und Geduld. Schnelle Wunder darf man sich nicht erwarten. Nur wenn der gesamte Garten unterschiedliche Lebensräume bietet, kann sich ein natürliches Gleichgewicht einstellen. Nicht nur in diesem Fall bedeutet weniger Ordnung mehr Lebensraum.