Liebe Leserin, lieber Leser,

„Sauschädel“, ein Wort, das bei vielen von Ihnen wohl eher schlecht ankommt. Nicht so bei Ihrem Redakteur, der nämlich assoziiert damit, eingedenk seines Großvaters der der Fleischerzunft angehörte, ein wahrhaft delikates Mitternachts-Silvester-Schmankerl. Denn bis in die Mitte der fünfziger Jahre gab es in der Familie zu Silvester einen gebratenen Sauschädel, der schon stundenlang vorher aus dem mit Holz befeuerten Ofen in Großmutters Küche duftete.

Wie ich mittlerweile weiß, gibt es die verschiedensten Zubereitungsarten – vom Kochen über das Garen bis hin zum Braten. Ihr Redakteur kennt nur das Braten und weiß nicht einmal so recht über die Zubereitung Bescheid, wenn man davon absieht, dass er sich daran erinnert wie die Großmutter Haxeln und Schweinskopf wusch und mit allerlei Kräutern und Gewürzen sowie Knoblauch und Zwiebeln „einsurte“, wie sie es nannte. Und irgendwann kam dann das schaurig-schöne Monstrum in den schwarzen Schlund des Holzofens, wo es ab und zu „aufgegossen“ wurde, wie die Köchin das nannte, wobei dann immer ein zusätzlicher Schwall herrlicher Bratengeruch dem Ofen entwich.

Das Essen selbst gab es schon lange vor Mitternacht, denn damals hieß es noch: Kinder sind spätestens um 22 Uhr im Bett – auch an so außergewöhnlichen Tagen. Dafür gab es am 1. Jänner als kulinarisches Extra Großmutters Spezial-Sulz. Alles Dinge, die ich seither in dieser Qualität nur noch selten genießen durfte, und mir deshalb, als kleinen Ersatz, in diesem Moment ein Glücksschweinchen aus Marzipan gönne.

 

Das Schwein ist also ein Glückssymbol, und zu Silvester kommt es nicht nur gekocht oder gebraten auf den Tisch, sondern auch aus Plüsch und vor allem aus Kunststoff in allen möglichen Größen neben Kleeblättern und Sonstigem in die Geldbörsen von Freunden und Verwandtschaft. Seit alters her steht es für Reichtum, Stärke und Fruchtbarkeit. Für die germanischen Völker war der Eber ein heiliges Tier, und im Mittelalter gab es je nach Art der Veranstaltung für den Sieger oder den Verlierer bei volkstümlichen Wettkämpfen ein Schwein. Darauf beruht ja angeblich die Redensart „Schwein gehabt“, wobei es auch andere Deutungen gibt.

 

Nun ist ja zwischen Glück haben und glücklich sein ein feiner Unterschied. Als Kleingärtner kann man sagen: Wenn jemand heutzutage einen der von uns verwalteten Gärten als Unterpächter bekommt, dann hat er, ob deren Vergabeseltenheit, Glück gehabt, wohingegen er über den Umstand selbigen nun zu besitzen glücklich sein wird. Wenn diese Erklärung Ihre Gefühlslage überfordert versuchen Sie Folgendes um möglicherweise Glück zu haben und glücklich sein zu können: Ihre Partnerin oder Ihr Partner soll einen Nagel mit einem Hammer in ein Brett treiben. Den Nagel allerdings halten Sie beim ersten Schlag mit zwei Fingern – und dann werden Sie entweder Glück haben und darüber glücklich sein, oder…

 

Ich empfehle Ihnen aber ausdrücklich, letzteren Vorschlag nicht zu praktizieren. Das neue Jahr soll ja gut beginnen, also beißen Sie nach Möglichkeit um Mitternacht besser in ein knusprig gebratenes Schweinsohr oder gönnen Sie sich die mittlerweile ebenfalls schon traditionelle Gulaschsuppe.

Und damit wünsche ich allen Leserinnen und Lesern persönlich und namens der Redaktion ein gesundes, gärtnerisch erfolgreiches und glücklich machendes Jahr 2020!


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