Liebe Leserin, lieber Leser,

seit Jahren fällt Ihrem Redakteur in seinem Umfeld auf, dass um die Zeit des Adventbeginns, der Stress zunimmt, weil man „keine Zeit für Besinnlichkeit“ findet. Dann denke ich an längst vergangene Tage, an die Tage meiner Kindheit. Das waren sicher nicht die besten Zeiten, aber wie das so ist mit der Erinnerung, es blieben und bleiben wohl nur die schönen Eindrücke. Da waren die langen dunklen Abende mit den knackenden Geräuschen im Kachelofen, der Geruch von Kerzenwachs und Tannenzweigen, weihnachtliche Musik aus dem Radio, der Geruch von Weihnachtsbäckerei und der Schwall von Kälte, der in die Wohnung kam, wenn die Eingangstüre geöffnet wurde.

In meiner Erinnerung lag oft schon Anfang Dezember, jedenfalls aber um Weihnachten herum, immer Schnee. Einmal jedoch hatte es erst in der Nacht zum 1. Jänner ausgiebig geschneit, was meinen Vater mit den Nachbarn zu einer gemeinsamen morgendlichen Räumaktion nutzten. Es war ein klarer, kalter und sonnenbeschienener Vormittag der mehr als anderthalb Meter hoch aufgetürmten Schneeberge glitzern und glänzen ließ. Auch das ist heute anders.

Was mich jetzt zu einem anderen Problem bringt: Ihr Redakteur behauptet, dass Schnee einen eigenen Geruch hat. Also, ich rieche Schnee manchmal schon bevor es schneit, aber ich kann den Geruch nicht beschreiben – obwohl Ihr Redakteur olfaktorisch wie auch sprachlich nicht zu den Ausdrucksschwächsten gehört. Jetzt sagt die Wissenschaft: Chemisch ist das nicht möglich, Schnee ist reines Wasser, und reines Wasser riecht nicht. Allerdings sagt die Wissenschaft auch, man kenne dieses Phänomen, könne es aber nicht erklären. Was mich zu einer weiteren Frage bringt: reines Wasser und Eis sind durchsichtig, wieso ist Schnee dann weiß?

Zurück zur Vorweihnachtszeit meiner Kindheit. Ich erinnere mich da an einen Adventkalender der mich als Kind offenbar so faszinierte, dass er mir in Erinnerung blieb. Er war in einem Geschäft der Firma Palmers (Sie wissen schon: die Strümpfe) zu sehen und zeigte eine Kutsche mit Engerln und Packerln mit dem Palmers-Logo. Na ja, vielleicht waren es auch die hübsch bestrumpften gläsernen Beine, die mich faszinierten, so klar ist meine Erinnerung auch wieder nicht. Bei uns in der Küche hing ebenfalls ein Adventkalender, der war zwar mit hübschen Motiven versehen - meist einem winterlichen Dorfplatz, eine tiefverschneite Landschaft oder eine Krippenszene - aber ohne Schokolade, denn das gabs damals wohl noch nicht. Dafür gab es öfter Streit, weil mein kleinerer Bruder natürlich täglich „das Türchen“ öffnen wollte, und ich, als etwas Älterer, dafür Verständnis zeigen sollte.

Und dann gab es da noch die Walnüsse, die wir so gern aßen. Schon das Knacken der Nüsse war reine Vorfreude. Die Schalen wurden dann in die Glut des Kachelofens geworfen, wo sie ob der Hitze krachend zersprangen. Ja, und weil es damals noch keinen Fernseher gab, hörten wir Radio, allerdings liefen nicht ständig (wie heute leider üblich) Weihnachtslieder über den Sender. Die hörten wir Kinder natürlich gerne, wurden allerdings - weil die Familie als Ganzes unmusikalisch war – nie zum Mitsingen gezwungen – was wieder meinen Großvater väterlicherseits zu danken war, der aufkommende Wünsche meiner Eltern schon im Keim erstickte.

In bleibender Erinnerung ist mir auch der Fischmarkt am Wiener Donaukanal geblieben, wo in der Vorweihnachtszeit Waldviertler Karpfen verkauft wurden, die in großen Reusen im Wasser hingen. Dies aber nur deswegen, weil man auf dem Weg dorthin über eine Brücke ging, von der man Brotkrumen in die Luft werden konnte, die dann von den herumschwirrenden Möwen akrobatisch aus der Luft gefangen wurden.

Wenn Sie sich ein wenig Zeit nehmen und in Ihrer Erinnerung kramen, hoffe ich, dass Sie auch ein paar Erlebnisse abgespeichert haben, die Sie nicht missen möchten, und die Sie ein kleines Stück fröhlicher in diesem Advent machen. Ansonsten wünsche ich Ihnen eine besinnliche Zeit, einen guten Rutsch und einen bekömmlichen Erst-, Zweit- oder Drittstich,

meint Ihr Redakteur!

 

P.S.: Schnee besteht aus Eiskristallen die Luft eingeschlossen haben. Diese Kombination spiegelt das Licht und wirft alle Farben an unser Auge zurück. Alle Farben zusammen ergeben weiß. … Falls es Sie noch interessiert.


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