Ein vollkommen geschlossenes Ökosystem mit eigenständigem Sauerstoff-, Wasser- und Nährstoffkreislauf wird als Hermetosphäre bezeichnet. Im Idealfall würde somit ein einmal hermetisch verschlossenes Gefäß, durch die darin befindlichen Pflanzen und Lebewesen, ohne Eingriff von außen existieren können. Es gibt Beispiele von Hermetosphären die knapp 50 Jahre ohne Eingriff von Außen aufrechterhalten wurden.

Wir möchten uns aber auf keine Rekordjagd begeben, sondern vielmehr eine Anregung geben, das „Kleingartenglück“ aus einer neuen Perspektive zu erleben. Der so entstehende Klein(st)garten“ im Glas, wird auch häufig als Flaschengarten bezeichnet und eignet sich sehr gut als Dekorationsobjekt.

Ein wenig fühlt man sich in die Zeit der Urzeitkrebse oder Tamagotschi zurückversetzt. Versucht man doch mit so wenig wie möglich Eingriffen ein lebendes System zu erhalten.

Der Kreislauf

Das durch die Pflanzenwurzeln aufgenommene Wasser wird über die Blätter als Wasserdampf abgegeben. Der Wasserdampf kondensiert am Glas und läuft wieder zurück zum Boden. Somit kann der optimal bewässerte und gut verschlossene Flaschengarten sehr lange Zeit ohne Eingriff auskommen.  

Bei der Fotosynthese nehmen die Pflanzen mehrheitlich Kohlendioxid auf und produzieren Glukose und Sauerstoff. Diese Stoffe brauchen sowohl die Pflanzen als auch die Mikroorganismen im Glas. An einem hellen Standort entsteht so ein ideales Gleichgewicht für den Garten im Glas.

Das brauchen wir

Zuerst benötigen wir ein großes, gut verschließbares Glasgefäß z.B. Einmachglas, Flasche mit breitem Hals, Zuckerlglas mit praktischer seitlicher Öffnung, usw.  

Ein bis zwei Stück Holzkohle, welche wir mit einem Hammer zerkleinern und als unterste Schicht, zum Binden von Gerüchen verwenden.

Gegen Staunässe benötigen wir Granulat für Hydrokulturen und/oder Kies bzw. Blähton.

Die Pflanzenerde / Substrat sollte auf die „Bewohnern“ abgestimmt werden. Zu viele Nährstoffe können zu einem ungewünscht schnellen Wachstum führen. Zu viel Erde erhöht auch die Gefahr der Fäulnis im Minigarten. Es ist also möglich rein auf Pflanzensubstrat zu setzen. Wobei dieses keinen Kalk enthalten sollte.

Lebendes Moos ist für den Wasserkreislauf ein sehr wichtiger Bestandteil. Es kann in freier Natur „geerntet“ werden oder ist z.B. in der Aquaristik Abteilung von Baumärkten erhältlich.

Natürlich können auch Dekoelemente wie Steine, Muscheln oder Glaskugeln für die Optik nach Belieben verwendet werden. Bei der Verwendung von Rinde oder kleinen Ästen sollten diese genau auf Schimmelbefall überprüft und gegebenenfalls getauscht werden.

Die Pflanzen sind natürlich die Hauptattraktion in unserem „Kleinstgarten“. Für das entstehende Klima eignen sich vor allem exotische Pflanzen. Diese sollten langsam wachsen, sich sparsam ernähren und klein bleiben. z.B. Mosaikpflanze, Zierpfeffer, Elefantenohr oder tropische Farne. Sogar kleinwüchsige Orchideen können den Minigarten bereichern.
Es lohnt sich auch die Pflanzenauswahl mit einem Waldspaziergang zu verbinden. An Stellen ohne direkte Sonneneinstrahlung findet man unterschiedliche Farne, die sich ebenfalls gut eignen. Der Experimentierfreude sind keine Grenzen gesetzt.

Standort und Pflege  

Die optimale Wassermenge bei der Erstbefüllung ist erreicht, wenn das Substrat feucht ist, aber kein Wasser am Boden zu sehen ist. In den nächsten Tagen sollte darauf geachtet werden, dass das Gefäß am Morgen beschlagen und gegen Abend trocken ist. Wenn sich deutliche Tropfen bilden ist bereits zu viel Wasser im Kreislauf. Um Wasser zu entfernen, lässt man den Verschluss einfach einige Zeit geöffnet. Fehlt der Beschlag am Morgen, füllt man vorsichtig Wasser nach.

Der Standort sollte zwar hell aber ohne direkte Sonneneinstrahlung gewählt werden. Die direkte Sonne würde nicht nur zur Überhitzung führen, sondern kann auch wie ein Brennglas wirken. Um eine einseitige Wasserversorgung zu vermeiden, sollte das Glas regelmäßig gedreht werden.

Um eine Fäulnis im „Kleinstgarten“ zu vermeiden, sollte nicht zu viel Wasser im Kreislauf sein. Auch heikle Elemente wie Holz gehören regelmäßig auf Schimmelspuren überprüft. Weiters besteht die Möglichkeit sich kleine „Helfer“ ins Glas zu holen. Im Terrarienfachhandel kann man z.B. tropische Springschwänze oder weiße Asseln erwerben. Diese zerkleinern abgestorbene Pflanzenteile und verputzen Schimmelpilze.

Schritt für Schritt Anleitung

 

  • Gefäß gründlich mit kochendem Wasser reinigen
     
  • dünne Schicht aus zerkleinerter Holzkohle einfüllen
     
  • zuvor unter Wasser gespültes Substrat in Schichten einfüllen
     
  • Pflanzentriebe teilen und Wurzeln mit Wasser spülen
     
  • vor der letzten Substratschicht die Pflanzen mit einer Pinzette einsetzen
     
  • abschließende Schicht auftragen und mit Moos bedecken
     
  • Dekoelemente einsetzen
     
  • Innenwände mit einer kleinen Sprühflasche oder Sprühball reinigen
     
  • Wenn nötig zusätzlich vorsichtig gießen
     
  • Gefäß luftdicht verschließen und an einen hellen Ort ohne direkte Sonneneinstrahlung stellen
Fazit

Wer tiefer in das Thema eintauchen möchte, findet im Internet und Buchhandel zahlreiche Beispiele.
Auch wenn die ersten Versuche vielleicht nicht gelingen, ist die Freude mit dem dekorativen „Kleinstgarten“, beim Beobachten und Erfahrung sammeln, garantiert.


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