Der „gemeine Ohrwurm“ ist nicht nur ein Lied, welches sich auf manchmal unangenehme Art im Kopf festsetzt, sondern auch der korrekte Name für das umgangssprachlich je nach Region als Ohrschlüpfer, Ohrkriecher, Ohrenzwicker, Ohrwaschlkräuler usw. bezeichnete Fluginsekt.

Zugegeben er gehört nicht zu den absoluten Sympathieträgern im Garten. Wahrscheinlich weil dieses zwischen 10 und 20 mm große Insekt meist unerwartet an versteckten Stellen auftaucht und uns so erschreckt. Sie sind nacht- bzw. dämmerungsaktiv und verstecken sich tagsüber unter Rinden , Steinen oder in selbstgebauten Gängen.

Übrigens stammt sein Name nicht von der unbegründeten Angst, dass er sich in Ohren von Menschen oder Tieren verstecken könnte, ab. Bereits seit der Antike wurden getrocknete und gemahlene Insekten gegen Taubheit und andere Ohrenkrankheiten eingesetzt und dürften so zur Namensgebung beigetragen haben.  

Nützling oder Schädling?

Wie so oft lautet die richtige Antwort: Es kommt darauf an. Allerdings werden sie eher zu den Nützlingen im Garten gezählt. Der Ohrwurm ist zwar ein Allesfresser, aber vieles was auf seinem Speiseplan steht, nützt dem Gärtner mehr als es schadet. Vor allem wenn man sich ihren Appetit durch den gezielten Einsatz von Unterschlupfmöglichkeiten zu Nutze macht.  

Ohrwürmer fressen mit Vorliebe Schmetterlingsraupen und dämmen so den Befall durch Gespinstmotten ein. Auch Milben und Pilzgeflechte gehören zu ihrer Nahrung und verhindern dadurch Mehltau. Vor allem sein Heißhunger auf Eier und Raupen von Wicklern (z.B. Apfel-, Trauben-, Pflaumenwickler) und Blattläusen kommen dem Gärtner und Rosenzüchter zugute.

Als Allesfresser kann der Ohrwurm allerdings auch Schäden anrichten. Er bevorzugt vor allem weiche Pflanzenteile wie Blüten oder Gemüsesprösslinge. Gesundes Obst hat für den Ohrwurm eine zu harte Schale. Wenn aber an z.B. Äpfel oder Zwetschken bereits Risse oder Befallschäden vorhanden sind, kann der Ohrwurm den süßen Früchten nur schwer widerstehen.

 

Unterschlupf bieten – aber gezielt!

Um die positiven Eigenschaften der Ohrwürmer gezielt einzusetzen, sollte der Unterschlupf je nach Bedarf gewechselt werden. Wird ein Schädlingsbefall beobachtet, hängt man das Ohrwurm-Haus an die erkannte Stelle des Baumes oder Strauches. Bevor die Früchte zu reifen beginnen, sollte die Wohngemeinschaft besser wieder umziehen. Hier würde sich z.B. der Rosenstrauch anbieten, wo die Blattläuse verzehrt werden, ohne den Früchten zu schaden.

Ohrwaschlkräuler Unterkunft selbst gemacht

Die einfachste Variante besteht aus einem Tontopf, welcher mit Stroh oder Holzwolle gefüllt wird. Zur Befestigung zieht man ein Stück Schnur durch das Loch am Boden und fixiert dieses mit einem Stück Holz an der Innenseite. Mit etwas Maschendraht oder einem Pflanzennetz wird der Inhalt vor dem Herausfallen und vor Vögeln auf der Suche nach Nahrung und Nistmaterial geschützt. Die fertige Unterkunft kann nun entweder aufgehängt werden, oder mit einem Holzpfahl aufgespießt und direkt in die Mitte des Strauches gesteckt werden. Natürlich bietet sich auch hier an, etwas mehr als nötig zu basteln, um gleich auch noch ein neues Designobjekt im Garten zu bekommen.

Einerseits kann man fertige Rosenkugeln in allen Formen und Farben kaufen, um diese mit Holzwolle bestückt, glänzen zu lassen. (Achtung: vor direkter Sonneneinstrahlung schützen!).

Andererseits bietet sich hier die Möglichkeit selbst kreativ zu werden. Wer die Möglichkeit dazu hat mit Ton einen individuellen Unterschlupf zu bauen, und diesen anschließend zu bemalen und zu brennen, wird viel Freude damit haben.

Aber auch mit Modelliermasse aus dem Bastelbedarf ist vieles möglich. Diese sollte mit „lufttrocknend“ und „tonähnlich“ gekennzeichnet sein. Sehr filigrane Elemente können bei der Trocknung zwar leider leicht abbrechen, aber sind mit speziellen Klebern für Modelliermassen auch im Nachhinein wieder leicht und dauerhaft anzubringen. Mit wetterfesten Acrylfarben kann im Anschluss noch Farbe ins Spiel gebracht werden. Wer ganz sichergehen will, kann danach sein Meisterwerk noch mit Acrylfarben-Klarlack fixieren. So lassen sich Ohrenschlüpferhäuser passen zu den jeweiligen Obstbäumen oder Rosensträuchern gestalten, welche mit Sicherheit zum Blickfang werden.

Wie immer wünschen wir viel Spaß beim Selbermachen und ein gutes Zusammenleben mit Ihren Nützlingen.


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