So um 1500 sind die ersten Bauernkalender bekannt. Diese waren Kunstwerke und haben sicher 100 Jahre gehalten. Der Begriff „Hundertjährige Kalender“ ist möglicherweise so entstanden. Mit dem Aufkommen des Buchdrucks ist der Bauernkalender so richtig durchgestartet und mit dem Druckverfahren konnte öfter als in 100 Jahren ein Bauernkalender aufgelegt werden. Auch sind manche Inhalte anders interpretiert worden, da sich die Ausdrucksweise geändert hatte. Allerdings hat das Design des Kalenders den traditionellen Touch behalten. 

Mit der Kalenderreform im Jahr 1582 hat man den Bauernkalender als „Neuer Bauernkalender“ bezeichnet. Seither hat sich im Gregorianischen Kalender nichts geändert und Mitte des 20. Jahrhunderts wurde der „Neue“ wieder auf „Alter Bauernkalender“ geändert.

Der Bauernkalender war die Orientierung für verschiedene bäuerliche Tätigkeiten, wie zum Beispiel die Tage für Aussaat und Ernte.  

Wir kennen noch einige Wetterregeln aus dem Bauernkalender: z.B.: „April macht das, was er will.“ oder „Weihnacht im Schnee – Ostern im Klee.“. Ob es auch so zutrifft wie über Jahrhunderte beobachtet wurde, überprüfen wir heutzutage allerdings mit dem täglichen Wetterbericht, der von den Satelliten über unseren Köpfen im All geliefert wird.  

Wer unter dem Begriff Bauernkalender in Google sucht, findet – für die Feldarbeit ungünstig bekleidete – drahtige Jungbauern und fesche Jungbäuerinnen. Ob diese sich bei ihrer Arbeit nach dem Bauernkalender, Mondkalender und/oder den Wetterregeln richten ist eher nebensächlich, weil heutzutage die Landwirtschaft auf keine Wetterkapriolen Rücksicht nehmen kann. Wir sollten bei unseren Einkäufen bedenken, was für ein Geschenk die moderne Landwirtschaft ist.

Aberglaube und Lostage

Aberglaube und Bauernregeln stammen aus einer Zeit, als die Landwirtschaft noch manuell erledigt wurde. Unser derzeitiges Leben ist ohne Maschinen, Computer und Roboter unvorstellbar, weshalb diese Herangehensweise heute etwas befremdlich wirkt.

Lostage sind im Bauernjahr bestimmte Tage, die nach altem Volksglauben, Beobachtungen und Überlieferungen für das Wetter der kommenden Wochen „verantwortlich“ sind. Diese Lostage waren somit für die Verrichtung verschiedener landwirtschaftliche Arbeiten bedeutsam.

Lostage allein wären zu wenig und sind daher teilweise mit Aberglauben verbunden worden. Sowohl den Wochentagen als auch den Feiertagen wurde eine Bedeutung und damit ein Einfluss auf die wetterabhängige Arbeit zugesprochen.

„Am Freitag keine Arbeit anfangen“. Der Spruch hat allerdings im heutigen Business eine andere Bedeutung. Heute wird die 4-Tage-Arbeitswoche modern, mit der Frage „blauer Montag“ oder „grüner Freitag“.

Jeder „Namenstag“ in unserem Kalender hat eine (schein)heilige Bedeutung. Viele Namensgeber haben Gutes getan und sind „fixe“ Heilige, um zu einem bestimmten Datum geehrt zu werden, egal welcher Wochentag gerade ist.

Einige Beispiele:

Der 2. Februar – „Maria Lichtmess“ sowie der 19. März - „Josefitag“ bringt bei schönem Wetter eine gute Ernte. Am 12.-14. Mai – bringen die bekannten Eisheiligen (Pankraz, Servaz, Bonifaz) frostige Nächte. Der 24. Juni – „Johannistag“ (Johannes der Täufer) leitet die Heuernte ein und ist auch der „Sonnwendtag“. Der 27. Juni – „Siebenschläfertag“ ist für das Wetter der nächsten sieben Wochen verantwortlich. Wie das Wetter am 15. August – „Mariä Himmelfahrt“ ist, so ist es den ganzen Herbst. Am 29. September - „Michaelitag“ endet des Arbeitsjahres im Freien. So wie das Wetter am 6. November – St. Leonhard, der Patron der Viehwirtschaft – ist,  bleibt es bis Weihnachten.

Was Logik ist, liegt in der Betrachtung desjenigen, der sie vertritt. (Franz Grillparzer)

Diese Aufzählung der Lostage könnte man noch lange fortsetzen und damit auch für einige Verwirrung sorgen:

Da wäre noch der 11. November - „Martini“, 15. November - heiliger Leopold, Gründer von Stift Klosterneuburg (Fasslrutschen), 19. November - Elisabeth (früher war diese allerdings am 17. November). Am 4. Dezember sorgt die heilige Barbara (Barbarazweigerl) für eine winterliche Kirschenblüte. Am 6. Dezember nimmt der Nikolaus manchmal den Krampus mit, weil der keinen eigenen Festtag hat.  Der 8. Dezember (Mariä Empfängnis) hängt auch wettertechnisch mit Mariä Geburt am 8. September zusammen. Am 21. Dezember ist der heilige Thomas an der Reihe, der an Marias Himmelfahrt gezweifelt hat, wobei er kirchlich eigentlich im Juli geehrt wird.

Zu guter Letzt kommen nach der Wintersonnenwende am 21.Dezember noch die zwölf „Rauhnächte“ vom 26. Dezember „Stefanitag“ mit Pferdesegnung bis zum 6. Jänner dem „Dreikönigstag“, die laut Bauernregel bestimmend für das Wetter der zwölf Monate des kommenden Jahres sind.

Conclusio

Nicht jeder heilige Feiertag ist heilig und schreibt dem Wetter vor was es zu tun hat. Doch nach dem Motto: „Hüft's nix, schodt's nix“ werden uns weiterhin Bauernregeln begleiten.

Die Beobachtung von regionalen Wetterphänomenen und die Weitergabe von Erfahrungen ist auch im gärtnerischen Leben wichtig.

Vielleicht könnte man nach 500 Jahren den ins Alter gekommenen Bauernkalender ändern und wieder „Neuer“ nennen.


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