Kaum haben wir die Eisheiligen überstanden und die Wetterlage stabilisiert sich, nähert sich langsam die nächste meteorologische Singularität – die Schafskälte.

Schafskälte

Die Schafskälte ist wie die Eismänner und die Hundstage eine „reguläre“ Wettererscheinung und wird meteorologisch auch Witterungsregelfall genannt.

Alljährlich wiederholt sich das Phänomen des Kälteeinbruches im Juni. Die Schafskälte hat kein fixes Datum wie die Eismänner, und wird in der zweiten Dekade des Juni erwartet. Es wird daher erfahrungsgemäß ab dem 10. Juni ein Temperatursturz erfolgen.  Allerdings zeigen meteorologischen Aufzeichnungen eine starke Abweichung, so gab es bereits Anfang Juni und in manchen Jahren erst um den 20. Juni, einen unerwarteten Kälteeinbruch.  

Ursache des Wetterumbruches ist aus dem Nordwesten kommende kühle Luft, so kann die Temperatur innerhalb relativ kurzer Zeit um bis zu zehn Grad sinken. Da heißt es warm anziehen!

Den Namen bekam diese Wetterlage nach den Schafen, die bis dahin geschoren werden und für die der Kälteeinbruch bedrohlich sein kann, da diese Tage, in höheren Lagen, häufig mit Schneefall verbunden sind.
Zudem ist der 11. Juni ein katholischer, evangelischer und anglikanischer Gedenktag an den Apostel Barnabas. Deshalb orientieren sich die Bauernregeln zum Zeitpunkt der Schafskälte nach diesem Heiligen.

Bauernregeln zur Schafskälte (zwischen dem 4. und 20. Juni)
  • Nach Barnabas die Sonne weicht, auf Luzia (13. Dezember) sie wieder zu uns schleicht.
  • Mit seiner Sens‘ der Barnabas, kommt her und schneidet ab das Gras.
  • Regen an St. Barnabas, währet 40 Tage ohne Unterlass.
  • Barnabas macht, wenn er günstig ist, wieder gut, was verdorben ist.
  • Regnet es an Barnabas, schwimmen die Trauben bis ins Fass.
  • Barnabas macht Bäum` und Dächer nass.
Siebenschläfertag

Ebenfalls im Juni, und zwar am 27., ist der Siebenschläfertag. Benannt wurde er nicht nach den putzigen nachtaktiven Nagern, die angeblich sieben Monate Winterschlaf halten, sondern dem liturgischen Gedenktag und wichtigem Lostag im Bauernkalender, der eine anhaltende Wettersituation über sieben Wochen beschreibt.

Durch die Umstellung des julianischen Kalenders auf den gregorianischen Kalender hat der Siebenschläfertag 10 Tage verloren und wäre erst am 7. Juli. Meteorologisch tritt diese anhaltende Wetterphase deshalb meist erst mit diesem Datum ein.

Der Name für diese Bauernregel rührt von einer alten Legende her:
Sieben junge Christen, die Schläfer von Ephesus, wurden während der Christenverfolgung zur Herrschaftszeit des Kaisers Decius (249-251) in einer Berghöhle nahe Ephesus lebendig eingemauert, um ihrem Gott abzuschwören. Statt zu sterben, schliefen die Männer der Legende nach 195 Jahre lang, erwachten am 27. Juni 446 und bezeugten den Glauben an die Auferstehung der Toten. Der Siebenschläfertag ist also auch ein Gedenktag für die sieben Schläfer von Ephesus.

Die Bauernregel verdankt ihren Namen einer alten Legende...
...und nicht dem gleichnamigen Nagetier.
Bauernregeln zum Siebenschläfertag (27. Juni)
  • Wie das Wetter am Siebenschläfer sich verhält, ist es sieben Wochen lang bestellt.
  • Das Wetter am Siebenschläfertag noch sieben Wochen bleiben mag.
  • Ist der Siebenschläfer nass, regnet’s ohne Unterlass.
  • Scheint am Siebenschläfer Sonne, gibt es sieben Wochen Wonne.
  • Wenn die Siebenschläfer Regen kochen, dann regnet’s ganze sieben Wochen.

Ergo: Was wir über Wettersituationen durch wissenschaftliche Erkenntnisse heute ganz genau wissen und so ziemlich auf den Tag genau vorhersagen können, wurde über jahrhundertelange Beobachtung von regelmäßig wiederkehrenden Wetterlagen, eigentlich nur bestätigt. Heute wissen wir wieso es so ist wie es ist.

Der Glaube an den Wetterfrosch ist schon lange verloren, ob wir wollen oder nicht, das Wetter müssen wir so nehmen wie es kommt !

Brigitte Morawetz, Fachberaterin


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