Die 10 Jahreszeiten oder - der phänologische Kalender
Die 4 Jahreszeiten, wie wir Menschen diese (er)leben, sind Frühling, Sommer, Herbst und Winter. Das ist auch gut so, weil unser Biorhythmus damit unser Leben lang zurechtkommt.
Die Natur hat sich was Besonderes ausgedacht, um mit dem Rhythmus eines Jahres bestens durchzukommen. Pflanzen und auch Bienen haben da einen anderen Kalender. Der phänologische Kalender ist nicht im Einklang mit einem fixen Datum, sondern die Pflanzen bestimmen die Jahreszeiten.
Frühling
Der astronomische Frühling beginnt für uns Menschen, wenn der Tag und die Nacht gleich lang sind. Das ist im Jahr 2022 der 20. März.
Der meteorologische Frühlingsstart ist immer am 1. März und dauert bis 31. Mai.
Der phänologische Vorfrühling beginnt Ende Februar und dauert bis Ende März, also 30 Tage. Die ersten Zeigerpflanzen sind Schneeglöckchen, Krokus und Haselpollen, Kornelkirsche, Christrosen, Winterlinge, Märzenbecher, Leberblümchen, Salweide, Schlüsselblumen, Zaubernuss...
Der phänologische Erstfrühling ist von Ende März bis Ende April, also auch ca. 30 Tage. Jetzt blüht die Forsythie, Beerensträucher und Apfelbäume...
Der phänologische Vollfrühling ist der ganze Mai, es blüht die Kirsche, der Flieder, Bärlauch und die ersten Maikäfer fliegen.
Bei den Bienen dauert der Frühling von März bis April und das Bienenvolk wird aktiv und sammelt von den zeitigen Blühern viele Pollen.
Sommer
Der astronomische Sommer startet am 21. Juni (manche Jahre am 20. Juni) wenn der Tag am längsten ist.
Der meteorologische Sommer beginnt mit dem 1. Juni und endet am 31. August.
Der phänologische Frühsommer ist in der ersten und zweiten Dekade im Juni und es blühen die Pfingstrosen, die Sommerblumen zeigen zaghaft frühe Blüten und auch die ersten Erdbeeren reifen.
Der phänologische Hochsommer ist mit der dritten Juni Dekade bis zu den ersten August Tagen, die aktivste Gartenzeit. Hortensien, Lavendel, Phlox, Sonnenhut, Rhododendron, uvm. ist in voller Blütenpracht.
Der phänologische Spätsommer ist August. Es reifen die Früchte der Beerensträucher und Obstbäume. Es blühen die Rosen noch sehr üppig, auch Goldrute, Lavendel und Kräuter haben Saison.
Im Bienenstock ist jetzt Hochbetrieb, die Bienen müssen genügend Nektar und Pollen für den Wintervorrat sammeln. Der Bienensommer dauert von Mai bis Juli.
Herbst
Der astronomische Herbst beginnt mit der Tag-und-Nacht-Gleiche am 22. oder 23. September.
Der meteorologische Herbst ist vom 1. September bis 30. November.
Der phänologische Frühherbst beginnt mit den letzten Augusttagen und dauert bis Ende der 2. Dekade im September. Es reifen Birnen, Äpfel, Dirndln, Trauben, Schlehe und Holunder. Die Gemüseernte endet langsam.
Die Vögel bereiten sich auf den Abflug vor und mancher Schmetterling ist noch unterwegs. Es blühen sämtliche Stauden aber auch Herbstzeitlose, Anemonen, Storchenschnabel, Sedum, ...
Der phänologische Vollherbst ist von der letzten Septemberwoche bis Mitte Oktober.Es fallen die Früchte der Rosskastanien. Bei manchen Laubgehölzen beginnt die Blattverfärbung. Astern, Chrysanthemen, Zinnien und Dahlien sind in Vollblüte und manche Nachzügler wie Rosen, Nachtkerze sind noch zu finden.
Der phänologische Spätherbst beschert uns von Mitte Oktober bis Ende November ein buntes Farbenspiel der Laubblätter bevor diese zu Boden fallen. Auch die Lärche verliert ihre Nadeln (ökologisch sind es Blätter). Wildrosen haben schon Hagebutten und es reifen Quitte und Nuss. Blüten sind wenige zu finden.
Für die Bienen beginnt bereits im August der Herbst und es wird Nektar und Pollen von spätblühenden Pflanzen gesammelt, die für uns in den meisten Fällen „Unkraut“ sind wie z.B. Taubnessel und Giersch. Besonders viel Freude haben Bienen mit Efeu! Ein in die Jahre gekommener Efeu blüht im Spätherbst üppig und bietet den Bienen noch einmal volle Nahrung für den Winter.
Winter
Der astronomische Winteranfang ist am 21. Dezember. Das ist der kürzeste Tag des Jahres und endet mit dem astronomischen (kalendarischen) Frühlingsbeginn am 20. März.
Der meteorologische Winter beginnt am 1. Dezember und endet mit dem letzten Februartag.
Der phänologische Winter ist die längste „Jahreszeit“ und mit der Dauer dem meteorologischen Kalender gleich, also ab 1. Dezember und endet mit 1. März. Verwelkte Blüten von Stauden wie Hortensien sind bei Reif eine guter Blickfang im Garten. Stauden werden erst im Frühjahr zurückgeschnitten. In dieser Zeit ist Vegetationsruhe und es werden Obstgehölze geschnitten. Zur phänologischen Winterhalbzeit beginnen bereits die ersten Sträucher zu blühen. Auch die Christrosen zeigen zaghaft ihre Blüten.
Für die Bienen ist der Winter viel länger und dauert 100 bis 110 Tage. An letzten, schönen Oktobertagen sind einzelne Bienen noch auf Ausflug, finden aber keine Nahrung mehr. Es beginnt der Bienenwinter. Bienen machen keinen Winterschlaf, sondern halten ihr Zuhause warm und leben von den Vorräten die mühsam gesammelt wurden. Mitte/Ende Februar, an sonnigen Tagen, kann man einzelne Bienen sehen, die das frische Futterangebot von Winterling und Hasel erkunden. Der Pollenwert ist in dieser Zeit höher als der Nektarwert. Aber bald kommt der Vorfrühling und alles beginnt von Neuem.
Nutzen und Erkenntnis
Wir alle leben im Einklang mit der Natur. Der Kalender, auf den sich Menschen geeinigt haben, spiegelt Veränderungen wie den Klimawandel oder regionale Unterschiede nicht wider. Durch Beobachtung der Natur kann dieser Diskrepanz entgegengewirkt werden.
Dabei unterstützen sogenannte Zeigerpflanzen um, die natürlichen Keimzeiten, Wachstumsphasen und Erntezeiten zu erkennen.
Schon Albert Einstein sagte: „Schau tief in die Natur und dann wirst du alles besser verstehen.“