Liebe Leserin, lieber Leser,

Ihren Redakteur haben verrückte Ideen schon immer fasziniert, etwa die Sache mit dem Kaffee. Als Gartenkind, das nur die Pflanzen in den Donauauen sowie jene wenigen, die damals in den Gärten gebräuchlich waren, kannte, hatte mich die Frage, warum weder Tee noch Kaffee bei uns wuchsen und geerntet werden konnten, brennend interessiert. Natürlich war mir auch als Kind klar, dass das Pflanzen aus fernen, meist warmen Ländern waren, aber dass die nicht so gezüchtet werden konnten, dass sie auch bei uns im Garten stehen konnten, das verstand ich damals nicht.

Und heute? Also, es gibt heutzutage eine mäßig winterharte Teepflanze (Camellia sinensis), die unter Mühen und großem Aufwand im Garten zu halten wäre. So schön sie auch blüht, es ist den Aufwand nicht wert, nicht einmal als Topfpflanze, denn gerade die Überwinterung ist oft eine noch größere Herausforderung. Und beim Kaffee sieht es ähnlich aus, nur dass da nicht einmal annähernd eine Winterhärte zu erzielen war. Die Pflanze (Coffea arabica) ist also nur im Topf zu pflegen, und selbst auf der Sommerterrasse ist sie nicht leicht zufrieden zu stellen.

Nun ist Ihr Redakteur in seinem doch schon langen Leben zum Kaffeetrinker mutiert, der gut und gerne bis zu zehn und mehr Tassen dieses Gebräus täglich mit Genuss verbraucht. Nicht dass ich Tee verabscheue, schließlich ist er, mit einem Schluck Rum verziert und in Maßen genossen, ein wohltuend wärmendes Getränk im Winter, aber zehn Tassen mit einem Schluck Rum? Gut, ohne Rum geht’s auch, ich weiß das deshalb, musste ich doch schon nach ärztlicher Intervention diverse Kräutertees (teils in seltsamen Mischungen) zu mir nehmen – was den Heilungsprozess jeglichen Unwohlseins rapide beschleunigte. Teetrinker mögen mir vorerst meinen Geschmack verzeihen, denn ich habe auch Gutes zu berichten.

Ihr Redakteur ist ja gartenbezogen sehr umweltfreundlich und daher immer an ökologischen Themen interessiert. Und als mir bei einem Tässchen Kaffee einfiel, welche Gedanken ich als Kind zu Tee und Kaffee hatte, interessierte mich der ökologische Fußabdruck dieser beiden Getränke brennend.

Kaffee lässt unsere Ökobilanz in die Höhe schießen, er ist überdurchschnittlich energieintensiv in der Herstellung. Transportwege und Verarbeitungsschritte der Bohne sowie die Zubereitungsart des Kaffees sind da die Hauptfaktoren. Zur Herstellung einer Tasse Kaffee müssen etwa 135 Liter Wasser aufgewendet werden und 59 bis 100 Gramm CO₂ werden ausgestoßen. Beim Kapselkaffee kommt ein zusätzlicher Verarbeitungsschritt hinzu, der in der Ökobilanz zu Buche schlägt: Für die Erstherstellung von 1 kg Aluminium müssen nämlich gut 14 Kilowattstunden Energie aufgewendet werden.

Vergleicht man eine Tasse Tee mit einer Tasse Kaffee, dann ist die Ökobilanz des Tees mindestens drei- bis viermal besser – je nachdem, wie man die einzelnen Aspekte gewichtet. Man braucht z. B. weniger als die Hälfte der Fläche, um ein Kilo Teeblätter zu ernten im Vergleich zu Kaffeebohnen, beim Tee bleibt auch mehr „übrig“: Aus 4 kg gepflückten Teeblättern wird am Ende 1 kg loser Tee. Bei Kaffee schrumpft das Gewicht von der Bohne zum Kaffeepulver auf weniger als ein Sechstel zusammen, und, beim Tee rechnet man etwa mit 2 bis 3 Gramm pro Tasse, beim Kaffee sind es 6 bis 8 Gramm. Auch beim Wasserverbrauch braucht Tee den Vergleich nicht scheuen, nur 15 Liter statt der 135 für Kaffee. Allerdings muss man dazu sagen, dass Tee bzw. Kaffee in feuchten Regionen angebaut werden, und es sich dabei fast ausschließlich um Regenwasser handelt.

Hat Ihr Redakteur jetzt ein schlechtes Gewissen bei seinen täglichen Kaffeeorgien? Ja, aber leider nicht so sehr, als dass er auf dieses aus der Maschine zischend und duftend in die Tasse brodelnde Getränk verzichten könnte, mit dem regelmäßig sein Tag beginnt. Mit einer kleinen Verneigung vor den Teetrinkern und den Wünschen für einen gesunden Frühling im Garten, verabschiedet sich für diesmal Ihr Redakteur.

 

Friedrich Hauk (Redakteur der Verbandszeitschrift "Kleingärtner")


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