Start in die Garten-Glückseligkeit

Beginnen wir mit einem kleinen gärtnerischen Rückblick in die Mitte des 19. Jahrhunderts, wo es auf den Fidschi-Inseln noch Kannibalismus gab. Der Botaniker und Naturforscher Berthold Seemann (1825-1871) veröffentlichte seinerzeit einen Bericht in dem es heißt:

Menschenfleisch ist sehr schwer zu verdauen, selbst Gesunde leiden 2 bis 3 Tage nach dem Verzehr an verdorbenem Magen. Um dem Verdauungsprozess zu Hilfe zu kommen, wird Menschenfleisch immer mit Gemüse gegessen. Und zwar vor allem mit den Blättern von zwei Bäumen und den Blättern von Boro-dina (Solanum viride – eine Art Wildparadeiser). Die Frucht wird zuweilen als Tomatensauce zubereitet. Die Blätter aller drei Pflanzen werden um das Menschenfleisch gewickelt und dann auf heißen Steinen gebacken.

Diese „Menschenfresser-Tomate" hat heute weder kulinarische Bedeutung noch Zierwert. Roh schmecken die Früchte unangenehm bitter, was sich durch Kochen etwas mindern lässt. Wegen ihrer ehemaligen Nutzung auf den Fidschi-Inseln wird sie heute lediglich häufig als Kuriosität in botanischen Gärten kultiviert.

Frühjahrspflanzung

Und damit wären wir bei der beginnenden Aussaat von Pflanzen für die kommende Saison: Also wirklich draußen ins Beet kommt ab Februar eine der ältesten kultivierten Gemüsesorten in Mitteleuropa, archäologische Spuren führen bis in die Steinzeit zurück: die Ackerbohne, auch Saubohne genannt. Im Rom der Kaiserzeit war sie nicht nur ein beliebtes Essen der armen Bevölkerung, oder, wenn wer eine Handvoll Bohnenkerne hinter sich warf, wollte er damit böse Geister vertreiben. Die Saubohne, die an frostfreien Tagen tief in die Erde gesteckt werden kann, mag den Kältereiz, daher wird sie jetzt, spätestens aber im März bis Anfang April gesät.

Was auch schon (oder noch) geht, ist Knoblauch als Frühjahrspflanzung. Schenkt man den vielen Geschichten, die sich um den Knoblauch ranken, Glauben, so soll Knoblauch dort gewachsen sein, wo der Teufel beim Verlassen des Paradieses seinen linken Fuß hinsetzte. Wahrscheinlich galt er deshalb seit jeher als Abwehrmittel gegen Vampire ... Seit mehr als 5.000 Jahren wird Knoblauch angebaut und gegessen. Nicht nur ägyptische Sklaven nutzten ihn als Stärkungsmittel, Pharao Tut-ench-Amun ließ sich Knoblauch sogar in seine Grabstätte legen. Im Mittelalter kam er in Europa auch gegen die Pest zum Einsatz, natürlich ohne Wirkung. Egal, ob damals oder heute, seit jeher ist es so: entweder man liebt Knoblauch oder verabscheut ihn ob seines intensiven Geschmacks und Geruchs.

Vom Garten zurück ins Haus und zu den anfangs erwähnten Paradeisern: Eine Aussaat ist frühestens Ende Februar, ja sogar erst Anfang bis Mitte März zu empfehlen. Säen Sie die Paradeisersamen in Schalen, kleinen Töpfen oder Multitopfplatten mit Anzuchterde aus, bedecken Sie die Samen dünn mit Erde, stülpen Sie eine Folie oder eine transparente Haube darüber und halten Sie das Substrat gleichmäßig feucht. Ein heller Standort bei moderater Umgebungstemperatur ist wichtig, sonst vergeilen die Jungpflanzen. Bei einer Temperatur von 18 bis 25 Grad Celsius keimen die Tomaten nach etwa zehn Tagen. Samen von Paradeisern keimen recht zuverlässig, deswegen kann man sie einzeln in die Anzuchttöpfe legen. Paradeiser nennt man in Österreich die aus Südamerika stammenden Tomaten, die ursprünglich auch Paradiesapfel, Paradeisapfel, Goldapfel und Liebesapfel genannt wurden. In den österreichischen Kochbüchern des 18. und der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts tauchen Paradeiser relativ selten auf, sie wurden vor allem für Soßen verwendet. Die Bezeichnung „Tomate" taucht erst um 1900 in Wiener Kochbüchern auf. Das Wort stammt aus der mexikanischen Eingeborenensprache Nabuatl, in der die Pflanze „tomatl" heißt.

Naja, einiges davon wussten Sie sicher schon, bleibt mir nur noch, Gesundheit für die nächsten Wochen und viel Freude mit der beginnenden Gartensaison zu wünschen,

meint Ihr Redakteur!


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