Nachhaltigkeit, naturnahes Gärtnern und Biodiversität sind Themen, die wir groß schreiben. Selbstverständlich kann man einige Maßnahmen setzen, um nützliche Insekten zu unterstützen und in den eigenen Garten zu locken. Es gibt Pflanzen, die etwa die gefährdeten Wildbienen besonders gerne haben oder aber man bereitet den fleißigen Helferlein ein „Nest“ und stellt ein Insektenhotel oder Totholz auf (mehr dazu in der kommenden Juni-Ausgabe des Kleingärtners).
Das war meinen Eltern aber nicht genug, und deswegen haben sie einfach 20 Stück Wildbienen im Internet bestellt. Ja, richtig gehört, einfach so auf Knopfdruck! Vorsichtig verpackt wurden sie noch in ihren Kokons geliefert. Da es hieß, die kleinen Tierchen würden etwa eine Woche brauchen, um zu schlüpfen (wenn die Temperatur stimmt), wurde das Paket nach der Lieferung zunächst auf dem Esstisch platziert, der zu diesem Zeitpunkt von meinen Eltern als Home-Office-Schreibtischersatz genutzt wurde, mit dem Plan, es nach „Büroschluss“ im Garten anzubringen, wo wie gefordert genügend Nahrung für die Wildbienen vorhanden ist, sobald sie geschlüpft sind. Nachdem ein paar Stunden vergangen sind und kurzfristig auf die Gegenwart der Nützlinge am gemeinsamen Arbeitsplatz vergessen wurde, war plötzlich ein leises Surren zu vernehmen, das zuerst ohne großartig nachzudenken der nicht mehr ganz neuwertigen Steckerleiste zugeordnet wurde. Auffällig war nur, dass das Surren vom komplett anderen Ende des Tisches kam und nicht wie vermutet aus der Richtung der Steckerleiste, sondern vom kleinen Wildbienenpaket. Vorsichtig aber schnell wurde das Paket in den Garten gebracht, geöffnet und zum Schrecken meines ohnehin schon überraschten Vaters kamen gleich drei bis vier der 20 Wildbienen aus der kleinen Schachtel geflogen und ließen sich auf den üppigen Blüten der Katzenminze ein paar Meter weiter nieder.
Nachdem der erste Schock verdaut war, wurde das Behältnis mit den restlichen Kokons vorsichtig ganz in der Nähe eines der zwei Insektenhotels mitten im Garten angebracht, damit die verbleibenden Wildbienen in Ruhe inmitten des Blumenbeets schlüpfen können. Ein Teil hat auch schon begonnen, die freien Zimmer im Insektenhotel zu besiedeln. Bleibt nur noch zu hoffen, dass sie sich nicht vom Specht stören lassen, der im Ginkgobaum der Nachbarn residiert. Aber das ist dann wohl der Kreislauf der Natur.