Liebe Leserin, lieber Leser,
Da sitzt Ihr Redakteur auf der von zwei stattlichen Feigenbäumen beschatteten Terrasse seines Kleingartenhauses, es ist Abend und es ist Sommer. Zwar ist die Sonne am Untergehen und schon hinter dem Haus verschwunden, aber noch immer zeigt das Thermometer knapp 31 Grad – wohlgemerkt im Schatten und am Abend! Und es ist ruhig, nicht ein Hauch bewegt die Blätter, kein Nachbarskind ist zu sehen oder zu hören, wohl deshalb, weil das Rein und Raus aus dem Pool und die Hitze des vergehenden Tages auch sie ermattet hat. Ungewohnt das Ganze, weil auch kein Vogel zwitschert oder sich den einen oder anderen kleinen Leckerbissen von unserer Wiese holt. Die Situation ist für mich deshalb verdächtig, weil das erfahrungsgemäß durchaus in der Nacht mit Blitz, Donner, Sturm und Wolkenbruch enden kann, und wer will das schon haben.








Eigentlich sitze ich da, weil ich die „Sommergedanken 2023“ für die geneigten Leserinnen und Leser verfassen sollte und wollte und mich jetzt der Gedanke plagt, dass mir tagsüber die Sonne das Hirn weggebrutzelt hat, weil mir keine wirklich schöne Geschichte aus alten oder neuen Zeiten dazu einfällt. Altersbedingte geistige Umnachtung vielleicht, oder nur partielle Amnesie? Wobei, so ein vorübergehender Gedächtnisverlust kann am ehesten durch zu viel Alkohol oder den Konsum von Drogen verursacht werden, und dies kann Ihr Redakteur ausschließen – also soweit er sich erinnert.
Wobei das mit der Erinnerung so eine Sache ist, die offenbar bei jedem mir bekannten Menschen anders funktioniert. Die mir vor gefühlt hundert Jahren angetraute Ehefrau, kann sich zum Beispiel an Begebenheiten und Erzählungen erinnern, die ich – obwohl sicher anwesend – nie bemerkt geschweige denn mir gemerkt habe. Wobei zweiteres offensichtlich schlimmer ist, denn dann kommt der mich in tiefster Seele treffende Satz: „Du merkst dir gar nichts mehr!“ Auch der vielsagende Blick der mich dann trifft, wenn ich eine, vielleicht ein klein wenig aufgehübschte und in meiner Erinnerung lustige, Situation zum Besten geben möchte, sagt mir, dass sich entweder die Jahreszeit oder der Ort oder vielleicht beides für die beste aller Ehefrauen anders im Gedächtnis eingebrannt hat.
Um etwaigen Leidensgenossinnen oder -genossen einen Rat zu geben bin ich nicht wirklich kompetent, allerdings kann ich anmerken: Lassen Sie sich nicht verunsichern von derartigen Kleinigkeiten, setzen Sie sich auf Ihre Terrasse, summen Sie ein Liedchen und genehmigen Sie sich einen Kaffee oder ein kühles Bierchen. Sie werden dann vielleicht – so wie ich jetzt – feststellen, dass Sie sich Ihre eigenen Sommergedanken machen müssen.
Bis zum Herbst wünscht Ihnen Ihr Redakteur eine schöne Zeit!