Weiter geht es mit der Schaffung unserer Biodiversitätsoase. Nachdem wir im ersten Teil den Rasen in eine Biodiversitätswiese verwandelt haben, wird nun mit einem Biotop, ein zusätzlicher Lebensraum für mehr Artenvielfalt geschaffen.

Der Begriff Biotop setzt sich aus den griechischen Wörtern „bios“ Leben und „topos“ Ort zusammen. Somit ist es eigentlich ein Überbegriff für Lebensraum, auch wenn es häufig als Synonym für einen Naturteich verwendet wird.
Unser Gartenteich soll zu einem Lebensraum für Tiere und Pflanzen werden. Realisiert wird dies durch einen Teich, der mit einer bepflanzten Trockenmauer eingefasst wird.

Schritt für Schritt führen wir durch den Entstehungsprozess und hoffen so Lust auf ein eigenes kleines Biotop für mehr Artenvielfalt zu machen.

Grundsätzliche Überlegungen – Der richtige Platz

Natürlich ist größer besser, aber Platz ist im kleinsten Garten. Selbst ein Mini-Teich im Kübel ist eine mögliche Alternative.
Grundsätzlich kann man entweder Teichfolie oder Teichschalen verwenden. Es gibt auch freistehende Hochteiche im Handel, wobei diese eher zu den Dekoelementen zu zählen sind.
Da wir das Biotop mit einer Trockenmauer umfassen wollen, verwenden wir eine Teichschale die ca. 1/3 im Boden versenkt wird.

Der gewählte Platz sollte im Halbschatten liegen. Zu viel Sonne fördert das Algenwachstum. Doch gegen die zu starke Erwärmung schützen Schwimmpflanzen wie der Gemeine Schwimmfarn. Bäume spenden zwar Schatten, doch spätestens im Herbst sollte man regelmäßig die herabfallenden Blätter aus dem Teich fischen.

Natürlich muss man sich auch über die kalte Jahreszeit Gedanken machen. Je kleiner und flacher ein Teich ist, desto schneller kann er durchfrieren. In dem Strebergarten Beitrag „Gartenteich fit und gesund durch den Winter“ haben wir uns bereits mit diesem Thema befasst. Zusätzlich gibt es auch noch sogenannte „Eisfreihalter“ mit einem Lüftungsrohr.

Zu guter Letzt wollen wir uns auch noch mit der Aussage: „Damit züchte ich mir doch Gelsen im Garten“ befassen. Sobald ein Molch in das Biotop eingezogen ist, braucht man sich darüber keine Gedanken mehr zu machen. Ihr Appetit nach Gelsenlarven ist enorm. Wenn der Gartenteich gepflegt wird, ziehen mit hoher Wahrscheinlichkeit Molchnachwuchs aus der Nachbarschaft ein.

Schritt für Schritt zum Biotop

Nachdem wir den richtigen Platz gefunden haben, zeichnen wir die Umrisse - inklusive der geplanten Steinumrandung - mit einer Sprühdose ein.
Danach wird ein Loch ausgehoben, in dem die Teichschale zu einem Drittel versenkt werden kann. In dieses kommt eine Sandschicht, damit die Schale einfacher mit der Wasserwaage ausgerichtet werden kann.
Auf den ausgeglichenen Untergrund wird ein Schutzvlies großzügig ausgebreitet. Dieses soll die Teichschale vor Verletzungen durch Steine und Wurzeln schützen.

Wenn alles gut ausgerichtet ist, kommt eine Mischung aus Sand und Kies als Untergrund in die Teichschale.  Mit dem restlichen Material wird das Vlies rundum an der Schale fixiert.

Nun geht es an die Bepflanzung des Teichs. Die Auswahl an verschiedenen Teichpflanzen ist sehr groß. Unterschieden werden diese nach der Zone (Ufer-, Feucht-, Sumpf-, Wasserpflanzen- und Schwimmpflanzenzone) und nach der Funktion wie z.B. Sauerstoffpflanzen. Bei der Auswahl sollte auf Ausgewogenheit geachtet werden, ansonsten ist es eine Frage des persönlichen Geschmacks.
Bevor es „Wasser marsch“ heißt, wird der Untergrund noch mit einer Kiesschicht gefestigt. Bevor wir mit der Trockenmauerumrandung beginnen, wird die Teichschale zur Hälfte gefüllt, damit sie sich setzen kann.

Stein um Stein zur Teichumrandung

Wenn man vor einer Lieferung von Schieferplatten steht, fragt man sich im ersten Moment, wie man dieses Puzzle lösen soll. Die Umrisse haben wir uns ja bereits im Voraus angezeichnet. Als Werkzeug eignet sich ein Maurerhammer, um die Steine in Form zu bringen. Ansonsten sind Geduld und ein wenig Übung der Weg zum Erfolg. Es war sehr beeindruckend unserem Biodiversitätsbeauftragten Florian Binder beim Gestalten zuzusehen. Idealerweise hat man bereits ein grobes Bild der fertigen Trockenmauer im Kopf und sucht damit die passenden Steine aus.

Um die Teichschale zu schützen, beginnt man mit einem ausreichenden Abstand in der ersten Schicht und nähert sich leicht stufenförmig dem Teichrand. Bis auf 2-3 Steine als Ein- bzw. Ausstiegshilfe, wird ein Abstand von ca. 10 cm zur Teichwand eingehalten.

Die Steine werden so geschichtet, dass Spalten als Rückzugsmöglichkeiten für Insekten und Reptilien genutzt werden können. Auf halber Höhe haben wir rundum Sukkulenten und alpine Pflanzen gesetzt. Diese sehen nicht nur gut aus, sondern werden auch von Bienen aufgesucht. Zum Beispiel gehört die Fetthenne zu den besonders insektenfreundlichen Sukkulenten.

Abschließend haben wir der Raum zwischen der Teichschale und der Trockenmauer mit Sand und lockerer Erde vom Aushub gefüllt. So schaffen wir einen Randbereich an dem Uferpflanzen gesetzt werden können. Bedenken Sie bei der Bepflanzung wie die Blicke auf ihr neues Biotop fallen sollen. Niedrigere Pflanzen kommen in den Vordergrund und die hochwachsenden in den Hintergrund.

Liebe zum Detail

Wenn das Wasser vollständig eingelassen ist und sich die erste Trübung gesetzt hat, kümmern wir uns um die Details. Dabei geht es nicht nur um die Optik, sondern auch um die Sicherheit für Tiere.
Mit den restlichen Steinen haben wir einen Aufgang gestaltet, der mit Farnen und Efeu bepflanzt wurde.
Nicht nur der Einstieg auch der Ausgang muss für verirrte Besucher gewährleistet werden. Dazu eigenen sich auch optisch ansprechende gewundene Äste oder Totholz.  

Am Boden des Teiches können noch einige der übergebliebenen Steine, als Unterschlupf für die Bewohner, verteilt werden.
Bei den meisten Teichschalen gibt es eine höher gelegene Ebene. Diese und der direkte Randbereich können mit Feuchtpflanzen wie Gnadenkraut oder Sumpf-Alant und Sumpfpflanzen wie Tausendblatt und Sumpf-Schwertlilie bereichert werden.
Hier und am Teichrand kann etwas vom restlichen Kies verteilt werden, um eine abwechslungsreiche Mikro-Landschaft zu gestalten. An der Uferzone wachsen Kuckucksnelken und Sumpfdotterblumen.

 

Alle Materialien sind verarbeitet und wir können unser Teich-Biotop für die erwarteten Gäste eröffnen. Auch hier ist Geduld gefragt. Es dauert eine Weile bis sich die Trübung setzt und sich die Schwimmpflanzen ausbreiten und so vor Algenbildung schützen. Deshalb muss vor allem in den ersten Wochen helfend eingegriffen werden. Laub und Algen werden per Hand oder mit dem Kescher entfernt.

Wir konnten nur einen kleinen Überblick über das Thema Gartenteich liefern. Wasserpflanzen, Sauer- und Nährstoffversorgung, wie auch die Pflege würden viele weitere Beiträge füllen. Wenn Sie auf den Geschmack gekommen sind, auch in ihrem Garten einen neuen Lebensraum zu schaffen, können Sie tiefer in die breitgefächerte Thematik eintauchen. 

Unsere Biodiversitätsoase wächst. Nach der natürlichen Wiese und dem Biotop werden wir im nächsten Schritt einen Nützlingsturm bauen. Wir freuen uns, wenn Sie uns am Weg zu mehr Biodiversität begleiten und einiges in ihrer Umgebung umsetzen können.

Die Kleingartenfamilie ist besonders in den Großstädten ein wichtiger Mitstreiter für den Erhalt der Artenvielfalt. Helfen wir gemeinsam mit, diese wichtige Rolle auszufüllen. 


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