Endlich ist es so weit. Die sorgsam aus einem Samenkorn herangezogenen Paradeiserpflanzen tragen Früchte. Alle Gartenenthusiasten freuen sich darauf, endlich die eigenen Paradeiser zu kosten und zu verarbeiten. Doch, was ist das? Statt saftigen, roten Paradeisern hängen deformierte Früchte mit eingesunkenen Flecken am Strauch. Darauf sitzen auch die Übeltäter: Grüne Reiswanzen (Nezara viridula) in verschiedenen Entwicklungsstadien.
Die Enttäuschung einer zerstörten Ernte haben viele von uns in den letzten Jahren erlebt. Hülsenfrüchte (z.B. Bohnen), diverse Obst- und Gemüsekulturen (Tomaten, Paprika, Himbeeren etc.), aber auch Zierpflanzen wurden von den Schädlingen heimgesucht.
Durch die Saugtätigkeit der Wanzen kommt es zu Deformationen, Verkorkungen, Flecken und Absterbeerscheinungen an allen oberirdischen Pflanzenteilen. Früchte und Gemüse werden dadurch unansehnlich, doch das ist nicht das größte Problem: denn die Grüne Reiswanze sondert auch ein übelriechendes Sekret ab, das zu Geschmacksbeeinträchtigungen führt. Somit kann durch einen Befall nicht nur die Erntemenge reduziert sein, sondern auch die Qualität von Obst und Gemüse.
Außerdem können an den Einstichstellen der Pflanzensaftsauger Krankheitserreger leichter eindringen. Waren die Tiere ursprünglich nur im Mittelmeerraum verbreitet, haben sich in den letzten Jahren auf Grund der Klimaerwärmung auch in unseren Breiten angesiedelt.
Grüne Wanzen, bunte Nymphen
Adulte Grüne Reiswanzen und ihre Nachkommen, die Nymphen, sehen ganz unterschiedlich aus. Oftmals kommt die Frage auf, ob es sich dabei überhaupt um dasselbe Tier handelt.
Während die adulten Wanzen meist grün gefärbt (es gibt auch weiße Varianten) und ca. 14 bis 16 Millimeter lang und 8 Millimeter breit sind, sind die Larven fast bunt. Die Färbung und Musterung variiert je nach Entwicklungsstadium der Wanzen und Tageslänge. Frisch geschlüpfte Reiswanzen können von rötlich über schwarz mit gelb-weißen Punkten gefärbt sein und schauen aus wie kleine schwarze Marienkäfer. Im Laufe der Entwicklung sind sie schwarz mit weißen Punkten und erst am Ende der Entwicklung grün mit roten und gelben Punkten an den Seiten.
Eine Verwechslungsmöglichkeit besteht mit der Grünen Stinkwanze (Palomena prasina). Die beiden Wanzen sehen sich sehr ähnlich. Sie gehören beide zur Familie der Baumwanzen, jedoch kann die Grüne Reiswanze sehr gut anhand der weißen Punktreihe am unteren Ende des Halsschildes und den hell gefärbten durchsichtigen Teil der Flügel von der Grünen Stinkwanze unterschieden werden.
Vom Ei bis zur Wanze
In Österreich gibt es pro Jahr in der Regel zwei Generationen der Grünen Reiswanze. Auffallende Schäden verursacht dabei vor allem die zweite Generation im Spätsommer. Die adulten Wanzen überwintern an geschützten Orten, wie z. B. der Streuschicht oder in Gartenhäusern. Mit steigenden Temperaturen verlassen sie im Frühjahr ihr Winterquartier und beginnen mit der Nahrungsaufnahme. Ab April/Mai paaren sich die Wanzen. Die erste Eiablage erfolgt etwa Mitte Mai.
Die kleinen tonnenförmigen Eier sind fest miteinander verkittet und werden in Paketen zu 80 bis 120 Stück oder mehr in den oberen Teilen der Pflanze auf der Blattunterseite abgelegt. Während der Reifung verfärben sich die Eier von zunächst tiefgelb über rosa-gelb schließlich zu leuchtend orange. Nach etwa vier bis neun Tagen schlüpfen die Larven.
Wanzen haben eine hemimetabole Entwicklung, das heißt, dass sie mehrere Larvenstadien durchlaufen, wobei jedes Jugendstadium dem erwachsenen Tier immer ähnlicher schaut. Die jungen Wanzen sind sehr unterschiedlich gefärbt und anfangs leuchtend orange, später rotbraun. Die Grüne Reiswanze durchläuft fünf Entwicklungsstadien, in denen sie sich in Gruppen an den Pflanzen aufhalten, bevor sie 24 bis 60 Tage nach dem Schlüpfen die Geschlechtsreife erreicht. Die Dauer der Stadien hängt einerseits von der Temperatur und andererseits vom Nahrungsangebot ab. Die Entwicklung der ersten Generation ist im Laufe des Julis abgeschlossen. Es kommt erneut zur Paarung und Eiablage. Im Spätsommer und Herbst fallen dann die Larven und Adulten der zweiten Generation stark auf.
Die Wanzen begeben sich in eine Winterruhe, wenn die Temperaturen geringer als 9 °C sind und die Tageslänge weniger als 14 Stunden beträgt.
Nezara viridula bekämpfen?
Nach den Erfahrungen aus der letzten Gartensaison wissen wir: die Bekämpfung der Grünen Reiswanze ist schwierig. Insektizide sind nicht oder nicht ausreichend wirksam.
Durch regelmäßige Kontrolle der Pflanzen und das Absammeln der Eigelege, Nymphen und Wanzen kann der Schaden etwas reduziert werden. Auch das Umhüllen von kleineren Pflanzen mit Kulturschutznetzen, um das Zufliegen der Wanzen zu verhindern, sowie das Verschließen der Öffnungen von Gewächshäusern bringt eine Besserung.
Mit Trissolcus basalis (Pfl.Reg.Nr. 4504-0) ist nun seit wenigen Wochen auch ein Nützling für den Haus- und Kleingartenbereich als Gegenspieler der Grünen Reiswanze in Österreich zugelassen.
Dabei handelt es sich um eine weltweit verbreitete Schlupfwespe, welche die Eigelege von Grünen Reiswanzen parasitiert. Das heißt, dass aus diesen Eiern keine Grünen Reiswanzen, sondern weitere Trissolcus-Schlupfwespen schlüpfen. So wird die Entwicklung der Wanzen unterbrochen. Die Weibchen der nur ein bis zwei Millimeter großen Schlupfwespen werden etwa vier Wochen alt; die Entwicklung der Wespenlarven in den parasitierten Eiern dauert bei einer Temperatur von 25 °C ca. 15 Tage.
Der Nützling wird ausgebracht, sobald die ersten Wanzen in der Kultur oder der Umgebung gefunden werden, im Freiland jedoch frühestens ab Mai. Eine erfolgreiche Parasitierung durch die Schlupfwespen ist deutlich daran erkennbar, dass sich die parasitierten Wanzeneier grau/schwarz verfärben. Optimal ist eine mehrmalige Ausbringung im Abstand von zwei Wochen.
Trotz dieser vielversprechenden Entwicklung bleibt für uns Gärtnerinnen und Gärtner ein Wermutstropfen: auch mit dem Einsatz von Trissolcus basalis werden wir weiterhin Grüne Reiswanzen in unseren Gärten finden. Einerseits ist es unwahrscheinlich, dass die Schlupfwespen alle vorhandenen Eigelege auf einmal parasitierten. Andererseits können Reiswanzen fliegen. Das heißt, dass auch bei einer Bekämpfung im eigenen Garten immer wieder Reiswanzen aus der Umgebung zufliegen und Eier ablegen.
Die gute Nachricht zum Schluss: Der Befall wird durch den Nützlingseinsatz reduziert und mit etwas Glück siedelt sich die Schlupfwespe langfristig im eigenen Garten an.
DI Claudia Strobl-López, biohelp (shop.garten-bienen.at)
weiterführende Informationen
AGES - Österreichische Agentur für Gesundheit und Ernährungssicherheit
https://www.ages.at/pflanze/pflanzengesundheit/schaderreger-von-a-bis-z/gruene-reiswanze
biohelp