Giftspritze ja oder nein?

Liebe Leserin, lieber Leser,

Ihr Redakteur plädiert im Zweifelsfall zu Nein! Und das nicht nur, weil wir in einem Staat leben, in dem die letzte öffentliche Hinrichtung (durch Erhängen) im Mai 1868 stattfand, sondern vor allem deshalb, weil das Vernichten von Schädlingen durch Pestizide im Garten nur selten wirklich notwendig ist.

Wenn, dann mit dem richtigen Mittel!
Blattläuse werden besser …
… durch Marienkäferlarven bekämpft.

Die Autoren in unserer Zeitung versuchen schon seit langem folgendes zu vermitteln:

Pflanzenschutz beginnt mit der richtigen Vorsorge. Sollte trotzdem eine Schädlingsinvasion oder eine Krankheit Ihre Lieblingspflanzen befallen und eine Bekämpfung ohne Chemie nicht ausreichen, ist zu entscheiden, ob Sie den Weg zur Giftspritze gehen wollen. Oft ist das ja nicht wirklich sinnvoll – aber wenn ja, dann hält der Gartenfachhandel eine Reihe von Pflanzenschutzmitteln bereit, die nach dem Pflanzenschutzmittelgesetz für den Haus und Kleingarten erlaubt sind. Vereine, die das Glück haben, einen oder eine Fachberaterin in ihren Reihen zu haben, sind gesegnet, denn diese wissen bestens Bescheid im Umgang mit Spritzmitteln, Sie können sich bei ihnen ebenso informieren wie im guten Fachhandel.

Vorbeugen statt Spritzen

Planung: Wahl des richtigen Standorts (Boden, Sonne, Feuchtigkeit)

Hygiene: Gartengeräte säubern; Fruchtmumien von Pflanze und Boden entfernen

Nützlinge Fördern: Pflanzen zum Anlocken, natürliche Bereiche und Rückzugsorte schaffen

  • Linopoden-Milbe (gegen Spinnmilbe und Fransenflügler)
  • Nematoden (gegen Schnecken und Raupen)
  • Ichneumon-Fliege (gegen Blattläuse)
  • Florfliegen (gegen weiße Fliegen)

Mechanische Techniken: Verbrennen, Dampf, Netze, Fallen, manuelles Entfernen

Wenn, dann richtig...

Bitte beachten Sie, dass Pflanzenschutzmittel, die Sie im Garten einsetzen, speziell dafür zugelassen sein müssen, und verwenden Sie keineswegs alte und durchaus gefährliche Funde aus dem Keller oder dem Geräteschuppen.
Das Erkennen des Schädlings oder die richtige Diagnose der Krankheit ist wichtig für Ihr weiteres Vorgehen, bei der sachkundige Beratung Voraussetzung für eine erfolgreiche Bekämpfungsmaßnahme ist, die ja nicht immer den Griff zur Chemie bedeuten muss. Also: vorerst informieren über die schonendste Möglichkeit und dann, falls wirklich nötig, kaufen Sie das richtige Mittel für Ihr Problem.

Selbst wenn Sie kundig sind, sollten Sie die Gebrauchsanleitung immer lesen und genau befolgen. Die größten Fehler werden nämlich meistens bei der Dosierung und der Wartezeit zwischen Anwendung und eventueller Ernte gemacht.
Wenn Sie nicht exakt dosieren, kann das nicht nur eine Schädigung der zu schützenden Pflanze hervorrufen, sondern auch die Umwelt, vorhandene Nützlinge und durchaus auch Sie selbst gefährden.
Dazu kommt, dass die auf der Verpackung angegebenen Anwendungszeiträume zu beachten sind, denn nur dann ist auch mit einem Erfolg zu rechnen.

Brennnesseljauche hilft und stärkt.
Tee aus Zwiebel und ...
... Brühe aus Erdäpfelschalen stärkt die Abwehrkräfte der Pflanzen
Selbstschutz

Dass Sie Spritzmittel nicht vor Regenfällen anwenden, sollte ebenso selbstverständlich sein wie die Anwendung nur bei Windstille. Achten Sie auch darauf, Einträge in Gewässer, wie etwa Ihren Gartenteich, zu vermeiden. Und: Herbizide sollten nur im Garten und nie auf versiegelten Flächen wie Wegen oder der Terrasse, angewendet werden.

Auf Sie selbst und Ihre Liebsten sollten Sie auch nie vergessen: Handschuhe sind in jedem Fall wichtig, körperbedeckende Kleidung und festes Schuhwerk schaden auch nicht. So vernünftig werden Sie ja sein, essen, trinken oder rauchen ist während des Umgangs mit solchen Mitteln ein No-Go.
Dass Sie speziell Ihre Kinder oder Enkelkinder von solchen Mitteln fernhalten, ist wohl genauso klar, wie die benötigten Mittel und deren Reste in einem versperrten und klar gekennzeichneten Schränkchen aufzubewahren.

Leere Packungen und Behälter bringen Sie ja hoffentlich ebenso wie abgelaufene Mittel zur nächsten Sammelstelle für Sonderabfall – was bei uns in Österreich problemlos überall möglich ist.
Nach einer erfolgten Scharfrichtertätigkeit gehören die verwendeten Geräte sorgfältig gereinigt, das Spülwasser entsorgen Sie am besten auf den zuvor behandelten Flächen im Garten und keinesfalls in der Toilette oder einem Regenwassergully.
Und dann geht's ans Hände waschen und Kleidung wechseln, denn so sorgfältig können Sie mit Spritzmitteln gar nicht umgehen, dass nicht doch Restmengen an Ihnen haften, die durchaus gesundheitsgefährdend sein könnten.

Sie sind bisher nach dem Motto: "Derf's a bissl mehr sein" vorgegangen? Sie finden das hier Geschriebene kompliziert? Glauben Sie mir, ist es nicht, es ist – wie das meiste im Leben – nur eine Frage der Zeit, bis man liebgewonnene Gewohnheiten nachhaltig verändert.

Text: Friedrich Hauk

15. Pestizid Aktionswoche

20-30 März 2020

http://www.pestizid-aktionswoche.org/

 

Information des Office International zur Aktionswoche 2019

http://www.jardins-familiaux.org/pdf/news/office/OI190325_D_AktionswochegegenPestizide2019.pdf

 


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