Wir müssen nur verstehen, dass ein Garten im Laufe unseres Lebens – je nach den jeweiligen Bedürfnissen – immer wieder Veränderungen unterworfen ist. Er ist etwas Lebendiges in dem wir die Kreisläufe der Natur erleben können, egal ob wir ihn gerade kindgerecht oder, im Alter, als Erholungsraum benötigen.

Falsch verstanden wäre es, einen Naturgarten als wilden Haufen von Pflanzen zu betrachten, in dem der Gärtner nichts zu tun hat. Nein, auch ein Naturgarten benötigt Struktur. Egal ob eine Sichtschutzhecke, blühende Beete oder ein Schatten spendender Baum, ja selbst für den Spielplatz und vor allem für das Gemüsebeet gilt: alles kann ökologisch wertvoller Lebensraum sein. Grundlage sollte nur der Verzicht auf chemisch-synthetische Pestizide, auf chemisch-synthetische Dünger und auf Torf sein.

Naturhecken

Heute wollen wir Sie mit den Möglichkeiten einer Naturhecke vertraut machen. Über Jahrtausende hinweg finden Schmetterlinge, Bienen und anderen Insekten sowie Vögel in heimischen Gehölzen ein zu Hause. Vom Schwarzen Holler über die Hunds-Rose, die Berberitze und Schlehe bis hin zu Faulbaum, Weiß- oder Kreuzdorn bieten deren Blüten und Früchte ihnen Nahrung und Nistmöglicheit.

Da kommen Thuja und andere moderne Heckenpflanzen nicht mit, denn in und rund um sie bleibt es stumm – sie bieten weder Schmetterling noch Raupe oder Vogel Lebensraum. Im Gegensatz zum Beispiel zu einer Schlehenhecke. Sie ist ein wahrer Hotspot für mehr als 110 Schmetterlingsarten und viele gefährdete Vögel.

Schwarzer Holunder

Ein Strauch, der leider zu Unrecht immer mehr in gärtnerische Vergessenheit geriet ist der Schwarze Holunder. Wenn im Frühling die weißen Blütenschirme ihren Duft versenden, sind viele Bienen und Insekten, wie etwa der Landkärtchen-Schmetterling, emsig an den Pollen interessiert. Nützlinge wie Marienkäfer, Wespen und Schwebfliegen tummeln sich auf den Dolden und die Blätter dienen den Raupen des Holunderspanners als Nahrung. Übers Jahr sind rund 60 Vogelarten und einige Dutzend Insekten treue Gefährten des Holunderbuschs, so fressen etwa Mönchsgrasmücke und Grauschnäpper im Herbst fast ausschließlich seine Vitamin-C-reichen Beeren.

Der Schwarze Holunder ist zwar anspruchslos und gedeiht in jedem Boden, bevorzugt aber eher frische, nährstoffreiche Böden. Er ist sehr anpassungsfähig und verträgt auch Schatten, blüht und fruchtet aber dann weniger, und er ist resistent gegen Frost, Wind und Luftschadstoffe.

Weil er eine Höhe von gut fünf Metern erreichen kann, sollte sein Standort gut überlegt werden – auch wenn man ihn unbedenklich zurückschneiden kann. Attraktiv wirkt der Strauch nicht nur während seiner Blüte, auch die von gelb bis rot reichende Färbung seines Laubes sorgt für herbstliche Zierde im Garten. Es gibt übrigens auch schwachwüchsige Sorten und solche mit dekorativem stark geschlitztem Laub sowie weiß-rosa Blüten.

Vielleicht überlegen Sie jetzt, ob nicht ein Platzerl in Ihrem Garten gerade auf diesen so vielfältig nutzbaren und ökologisch wertvollen Strauch wartet.

Mythos

Mythen und Bräuche ranken sich um den Schwarzen Holunder. Früher wurde er oft zum Schutz gegen böse Geister und gegen den Blitzeinschlag als Hausbaum gepflanzt, die Germanen waren davon überzeugt. Schließlich war der Strauch Sitz der Göttin Holder oder Holla, der Beschützerin von Haus und Hof. Sie lieferte das Vorbild für Grimm's Märchenfigur Frau Holle. Die Schneeflocken beziehungsweise das Gold, das Frau Holle ausschüttelt, sind die weißen Blütensternchen des Holunders. Das Pech sind die schwarzen Beeren. Alle können davon ein Liedchen singen, die einmal versucht haben, solche Flecken von den Kleidern zu entfernen.

In der Küche

Lang ist her: Als Kind liebte Ihr Redakteur die in Palatschinkenteig herausgebackenen Holunderblüten seiner Großmutter ebenso wie ihren mit Wasser verdünnten Holundersirup im Sommer. Und ihren dick eingekochten mit Birnen gemischten Hollerkoch zum Kaiserschmarrn habe ich ebenfalls nicht vergessen. Dass Beeren oder Blüten auch zu Schnaps oder Likör verarbeitet werden, habe ich dann in späteren Jahren zu schätzen gelernt. Nichts in der Küche zu suchen hatte allerdings meine Hollerpfeife, die zu schnitzen mir mein Großvater beibrachte – aber das ist eine andere Geschichte.

Schwarzer Holunder

Volksname: Hollerbusch, Holderbusch, Althoder, Fliederbeere, Holderstock

Wissenschaftlicher Name: Sambucus nigra

Pflanzenfamilie: Moschuskrautgewächs (Adoxaceae)

Boden: jeder Boden

Standort: Sonne bis Halbschatten

Aussehen: bis zu 5 Meter, dicht belaubt

Vermehrung: Hartholzstecklinge von Oktober bis Februar

Blüte: Juni bis Juli, Dolden, weiß, duftend, viele Einzelblüten

Früchte: August bis September, schwarz-violett, kugelförmig, Steinfrüchte, vitaminreich, roh für den Menschen giftig


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